Zwei Golden Girls überstrahlen alles

Bilanz: Sportland.NRW in Peking

21.02.2022

Skeleton-Gold für Hannah Neise, Bob-Gold für Laura Nolte, Silber und Bronze für zwei Anschieber: Das SPORTLAND.NRW hat bei den 24. Olympischen Winterspielen in Peking vor allem durch ein Quartett vom BSC Winterberg großartige Erfolge gefeiert. Überstrahlt wurde das Abschneiden der Athletinnen und Athleten im Yangqing Sliding Centre von zwei "Golden Girls".

Die fast 2000 m lange Bahn für Bob, Rodeln und Skeleton, die sich wie ein Drache an den Berg schmiegt, hat zwar ihre Tücken, doch Olympia-Debütantin Hannah Neise fühlte sich dort von Beginn an wohl. Nach dem ersten Tag lag sie noch auf dem Silberrang, in Lauf drei stürmte sie nach vorn und ließ sich den Olympiasieg nicht mehr nehmen.
So richtig verstehen konnte sie den Erfolg nicht. Grundsätzlich habe sie nämlich "ziemliche Probleme mit Geschwindigkeit, ich bin ein sehr ängstlicher Mensch", sagte die 21-Jährige, "das passt nicht ganz zusammen. Ich kann es auch nicht erklären."
Musste sie auch nicht, Gold hatte sie am Ende ebenso in der Hand wie Bob-Kollegin Lara Nolte. Fünf Tage nach dem undankbaren vierten Platz im Monobob fuhr die Sauerländerin im Zweier gemeinsam mit Anschieberin Deborah Levi (Potsdam) zu einem souveränen Triumph. "Ich fühle mich, als wäre ich betrunken. Keine Ahnung, was hier abgeht gerade", sagte Nolte nach der Entscheidung.
Die 23-Jährige schwebte in einer anderen Welt. Bei ihrem Sieg hatte sie gleich mehrfach Bob-Geschichte geschrieben: Nolte krönte sich nicht nur zur jüngsten Goldmedaillengewinnerin, sondern führte auch einen historischen Doppelsieg vor Mariama Jamanka (Oberhof) an, die 2018 in Pyeongchang triumphiert hatte. "Ich habe es immer noch nicht verstanden, die Siegerehrung ist vorbei, die Medaille hängt hier - aber ich checke es nicht", sagte Nolte.

 

 

Nicht an den Lenkseilen, sondern als Anschieber rasten Christopher Weber und Matthias Sommer aufs Podium. Weber holte sich im Vierer des Stuttgarters Johannes Lochner Silber hinter dem nunmehr zweimaligen Doppel-Triumphator Francesco Friedrich, der zum erfolgreichsten Piloten der Geschichte aufstieg. "Ich bin froh, dass wir nochmal Silber geholt haben. Vor allem für Christopher und Christian Rasp freut es mich, die im Zweier nicht dabei waren", sagte Lochner nach seiner zweiten Silbermedaille in China.
Im Zweier belegte Sommer mit seinem Piloten Christoph Hafer (Bad Feilnbach) Rang drei hinter Friedrich und Lochner. "Das ist ein gutes Zeichen, wenn man unten ankommt und eine Leere fühlt und man nicht mehr genau weiß, was oben passiert ist. Das Gefühl hatte ich heute und wusste, es hat gepasst."
Für den nordrhein-westfälischen Bob- und Schlittensportverband (NWBSV) waren es die erfolgreichsten Winterspiele der Geschichte – und der Lohn harter Arbeit. „Der lange Aufbauweg hat sich gelohnt. Mein Dank geht an alle Beteiligten, die zu diesen herausragenden Erfolgen beigetragen haben“, sagte Verbandspräsident Winfried Stork.

Von den restlichen zehn NRW.Athletinnen und -Athleten im deutschen Aufgebot kamen zwei nicht zum Einsatz, zu weiteren Medaillen reichte es nicht. Vielmehr gab es auch Enttäuschungen. So schieden Kapitän Moritz Müller (Kölner Haie) und Marco Nowak (Düsseldorfer EG) mit der Eishockey-Nationalmannschaft bereits in den Play-offs um den Einzug ins Viertelfinale aus, der Traum von einer erneuten Medaille nach Silber 2018 platzte jäh.

"Es ist nicht falsch, Träume zu haben", sagte Müller, einer von zehn verbliebenen Silberhelden von Pyeongchang. Aber: "Wir müssen ehrlich zu uns selber sein, dass wir unsere Ziele nicht erreicht haben."

Auch "Flachland-Tiroler" Andreas Sander hatte sich in Peking mehr ausgerechnet. Der Speedspezialist aus Ennepetal fuhr zunächst in der Abfahrt auf Platz 17, im Super-G folgte dann ein versöhnlicher achter Rang.

Im Eiskunstlauf belegte die deutsche Meisterin Nicole Schott (Essen) im Einzel Rang 17 und im Team-Wettbewerb Platz 9, die Dortmunder Eistänzer Katharina Müller/Tim Dieck konnte sich nicht für die Kür der besten 20 qualifizieren. Näher dran an der Spitze waren im Skeleton zwei Winterberger. Jacqueline Lölling, Olympiazweite von 2018, belegte ebenso wie Alexander Gassner bei den Triumphen von Hannah Neise und Christopher Grotheer (Oberhof) den achten Platz.

Als Ersatz angereist, aber nicht zum Einsatz kamen die Bob-Anschieberinnen Leonie Fiebig (Winterberg) und Kira Lipperheide (Gladbeck).