Die fast 2000 m lange Bahn für Bob, Rodeln und Skeleton, die sich wie ein Drache an den Berg schmiegt, hat zwar ihre Tücken, doch Olympia-Debütantin Hannah Neise fühlte sich dort von Beginn an wohl. Nach dem ersten Tag lag sie noch auf dem Silberrang, in Lauf drei stürmte sie nach vorn und ließ sich den Olympiasieg nicht mehr nehmen.
So richtig verstehen konnte sie den Erfolg nicht. Grundsätzlich habe sie nämlich "ziemliche Probleme mit Geschwindigkeit, ich bin ein sehr ängstlicher Mensch", sagte die 21-Jährige, "das passt nicht ganz zusammen. Ich kann es auch nicht erklären."
Musste sie auch nicht, Gold hatte sie am Ende ebenso in der Hand wie Bob-Kollegin Lara Nolte. Fünf Tage nach dem undankbaren vierten Platz im Monobob fuhr die Sauerländerin im Zweier gemeinsam mit Anschieberin Deborah Levi (Potsdam) zu einem souveränen Triumph. "Ich fühle mich, als wäre ich betrunken. Keine Ahnung, was hier abgeht gerade", sagte Nolte nach der Entscheidung.
Die 23-Jährige schwebte in einer anderen Welt. Bei ihrem Sieg hatte sie gleich mehrfach Bob-Geschichte geschrieben: Nolte krönte sich nicht nur zur jüngsten Goldmedaillengewinnerin, sondern führte auch einen historischen Doppelsieg vor Mariama Jamanka (Oberhof) an, die 2018 in Pyeongchang triumphiert hatte. "Ich habe es immer noch nicht verstanden, die Siegerehrung ist vorbei, die Medaille hängt hier - aber ich checke es nicht", sagte Nolte.