In der anschließenden, von Wigbert Walter, Referent und Berater der Führungs-Akademie, moderierten Diskussionsrunde setzten sich Léa Krüger, vierfache Deutsche Meisterin im Säbelfechten, Präsidiumsmitglied von Athleten Deutschland e.V. und Mitglied des Aufsichtsrats der NADA, Marion Schöne, CEO der Olympiapark München GmbH und Verantwortliche für die Ausrichtung der European Championships 2022, Torsten Burmester, Vorstandsvorsitzender des DOSB und Malte Siegert, Vorsitzender des Naturschutzbundes Hamburg und 2015 als Leiter der Umweltpolitik des Verbandes maßgeblich an der Olympiabewerbung Hamburgs beteiligt, mit den von Stephan Grünewald skizzierten Chancen einer deutschen Olympiabewerbung auseinander.
So unterschiedlich die Positionen in Einzelfragen auch waren, in einem waren sich alle auf dem Podium einig: Eine Bewerbung für Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland im Rahmen der von Stephan Grünewald entwickelten Kernaussagen wäre eine große Chance nicht nur für den Sport, sondern für Deutschland insgesamt. Dabei lagen die Positionen der aktiven Athletin, Léa Krüger und dem Vertreter des NABU, Malte Siegert, weit weniger auseinander, als erwartet. Während Léa Krüger mit Herzblut und mitnehmendem Enthusiasmus den Traum von Olympia auch für diejenigen spürbar machen konnte, die diese Erfahrung nie selbst machen werden, legte Malte Siegert in seinen Ausführungen vor allem das Augenmerk auf die oftmals vorhandene Diskrepanz zwischen optimistischen Ankündigungen zu Nachhaltigkeit, Klimaverträglichkeit oder Flächenverbrauch und den später erreichten realen Ergebnissen. Ein transparentes, tragfähiges, überzeugendes Konzept zu entwickeln, mit dem Nachhaltigkeit, Klimaverträglichkeit und auch Finanzierbarkeit realistisch erreichbar werden, sei eine wesentliche Voraussetzung, um die Menschen auf dem Weg zu Olympischen Spielen mitnehmen zu können.
Hier konnte Marion Schöne mit spürbarer Begeisterung auf den Erfolg der European Championships 2022 hinweisen, eine Veranstaltung, in der es durch ein ganzes Bündel an Maßnahmen, durch innovative Ideen, einer breit angelegten z.T. auch kostenlosen Teilhabe an Veranstaltungen, einer erfolgreichen Teamarbeit und einer offenen Diskussion gelungen sei, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Großveranstaltung als gemeinsames, Gemeinschaft stärkendes Event wahrgenommen und erlebt werden konnte.
Im Ergebnis war es – so Marion Schöne – nicht nur für die Teilnehmenden eine überaus erfolgreiche Großveranstaltung, sondern auch für die Stadt München die Region und letztendlich auch für den Sport. Ein Mitmachprogramm, das allein über 8500 Kinder und Jugendliche zur Teilnahme animiert und ihnen damit das Gefühl vermittelt, sich als Teil eines Großen und Ganzen zu erleben, zeigt, was Sport für eine Gemeinschaft, für gemeinsames Erleben leisten kann.
Genau dies müsse, so Torsten Burmester, auch das Ziel bei einer möglichen Bewerbung für Olympische Spiele sein. Mit Bezug auf die von Malte Siegert benannten Kriterien von Nachhaltigkeit, Klimaverträglichkeit oder Flächenverbrauch verwies er darauf, dass hier auch im IOC im Vergleich mit früheren Olympischen Spielen einiges in Bewegung geraten sei. Der von Jacqueline Barrett, Direktorin der Future Olympic Games Hosts, in einem Interview formulierte Perspektivwechsel – die Spiele passen sich an den Ausrichter an und nicht der Ausrichter an die Spiele – gebe zukünftigen Organisatoren deutlich größere Gestaltungsmöglichkeiten als in der Vergangenheit. Und dies sei nur eine von einer Reihe an Maßnahmen, wie z.B. die Veränderung des Bewerbungsprozesses oder auch die massive Verringerung der zu veranschlagenden Kosten.
Transparente Kommunikation und offener Austausch mit allen, die sich an dieser Diskussion beteiligen möchten, sei auch von Anfang an Teil des Konzepts des DOSB gewesen und werde jetzt – u.a. auch in den Regionalkonferenzen – konsequent umgesetzt.
Allerdings müsse auch klar sein, dass man mit einer Sportgroßveranstaltung, in der es um weltweite Begegnungen und Austausch um ein globales Miteinander gehe, keinen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten könne. Gleichwohl könne und wolle man Spiele so gestalten, dass ein möglichst hohes Maß an Klimaverträglichkeit erreicht werden könne, z.B. dadurch, dass man auf vorhandene Sportanlagen und vorhandene Infrastruktur baue und auf zusätzliche Neubauten – wo immer möglich – verzichte. Wer auf zwei Olympiastadien zugreifen kann, so Torsten Burmester braucht kein Drittes.
Das wichtigste Kriterium bei einem möglichen Weg zu Olympischen und Paralympischen Spielen in Deutschland sei allerdings, dass es gelinge, die Zustimmung der Bevölkerung zu gewinnen. Und dabei gehe es gerade auch darum, die kritischen Stimmen und diejenigen, für die Sport keinen besonders hohen Stellenwert habe, auf diese Reise mitzunehmen.